Island ist bekannt für seine atemberaubende Natur und seine reiche Kultur. Doch die isländische Sprache hat ihre eigenen Reize, insbesondere wenn es um idiomatische Ausdrücke geht. Diese Redewendungen bieten nicht nur einen Einblick in die isländische Mentalität, sondern bereichern auch das sprachliche Repertoire eines jeden Lernenden. In diesem Artikel werden wir einige gebräuchliche idiomatische Ausdrücke auf Isländisch untersuchen und ihre Bedeutungen sowie Anwendungsbeispiele in einem deutschen Kontext erklären.
Was sind idiomatische Ausdrücke?
Idiomatische Ausdrücke oder Redewendungen sind feste Wortverbindungen, deren Bedeutung nicht immer aus den einzelnen Wörtern heraus erschlossen werden kann. Sie sind oft kulturell geprägt und können daher für Sprachlernende eine Herausforderung darstellen. Auf Isländisch gibt es zahlreiche solcher Ausdrücke, die oft bildhaft und metaphorisch sind.
1. Að vera með eitthvað á bak við eyrað
Dieser Ausdruck bedeutet wörtlich „etwas hinter dem Ohr haben“ und wird verwendet, um jemanden zu beschreiben, der eine Idee oder einen Plan im Hinterkopf hat. Es ist vergleichbar mit dem deutschen „etwas im Hinterkopf haben“.
Beispiel:
„Hann er alltaf með eitthvað á bak við eyrað.“
„Er hat immer etwas im Hinterkopf.“
2. Að láta vaða
Wörtlich bedeutet dieser Ausdruck „es regnen lassen“, doch idiomatisch wird er verwendet, um jemanden zu ermutigen, etwas sofort zu tun, ohne zu zögern. Im Deutschen könnten wir sagen: „Lass es krachen“ oder „Mach einfach“.
Beispiel:
„Komdu nú, láttu vaða!“
„Komm schon, mach einfach!“
3. Að vera á þremur fótum
Dieser Ausdruck bedeutet wörtlich „auf drei Beinen sein“ und beschreibt jemanden, der sehr betrunken ist. Im Deutschen gibt es keine direkte Entsprechung, aber „stockbesoffen“ könnte eine ähnliche Bedeutung tragen.
Beispiel:
„Hann var á þremur fótum eftir partíið.“
„Er war nach der Party stockbesoffen.“
4. Að draga fjöður yfir
Wörtlich übersetzt bedeutet dieser Ausdruck „eine Feder darüber ziehen“ und wird verwendet, wenn jemand versucht, etwas zu verbergen oder zu verschleiern. Im Deutschen könnte man sagen: „Etwas unter den Teppich kehren“.
Beispiel:
„Það er ekki hægt að draga fjöður yfir þessa mistök.“
„Diese Fehler kann man nicht unter den Teppich kehren.“
5. Að hafa bein í nefinu
Dieser Ausdruck bedeutet wörtlich „Knochen in der Nase haben“ und beschreibt eine Person, die sehr durchsetzungsfähig oder mutig ist. Im Deutschen sagt man oft: „Rückgrat haben“ oder „Mut zeigen“.
Beispiel:
„Hún hefur bein í nefinu og lætur ekki segja sér fyrir verkum.“
„Sie hat Rückgrat und lässt sich nichts vorschreiben.“
Weitere interessante idiomatische Ausdrücke
6. Að vera kominn á snoðir um
Dieser Ausdruck bedeutet wörtlich „auf Schnauzen gekommen“ und beschreibt jemanden, der etwas herausgefunden hat oder über etwas informiert ist. Im Deutschen könnte man sagen: „Wind von etwas bekommen“.
Beispiel:
„Ég er kominn á snoðir um áform hans.“
„Ich habe Wind von seinen Plänen bekommen.“
7. Að hafa ekki allar koppa-mellanirnar
Wörtlich bedeutet dies „nicht alle Kupfermünzen haben“ und beschreibt jemanden, der nicht ganz bei Verstand ist. Im Deutschen gibt es ähnliche Ausdrücke wie „nicht alle Tassen im Schrank haben“.
Beispiel:
„Hann hefur ekki allar koppa-mellanirnar.“
„Er hat nicht alle Tassen im Schrank.“
8. Að vera með munninn fyrir neðan nefið
Dieser Ausdruck bedeutet wörtlich „den Mund unter der Nase haben“ und wird verwendet, um jemanden zu ermahnen, der zu viel redet. Im Deutschen sagt man oft: „Die Klappe halten“.
Beispiel:
„Þú ættir að vera með munninn fyrir neðan nefið stundum.“
„Manchmal solltest du die Klappe halten.“
9. Að ganga af göflunum
Wörtlich übersetzt bedeutet dies „von den Giebeln gehen“ und beschreibt jemanden, der ausrastet oder die Beherrschung verliert. Im Deutschen könnte man sagen: „Aus der Haut fahren“.
Beispiel:
„Hún gekk alveg af göflunum þegar hún heyrði fréttirnar.“
„Sie ist völlig aus der Haut gefahren, als sie die Nachrichten hörte.“
10. Að vera í essinu sínu
Dieser Ausdruck bedeutet wörtlich „in seinem Essig sein“ und beschreibt jemanden, der sich in seinem Element befindet oder etwas sehr gut kann. Im Deutschen sagt man oft: „In seinem Element sein“.
Beispiel:
„Hann er í essinu sínu þegar hann er að elda.“
„Er ist in seinem Element, wenn er kocht.“
Warum sind idiomatische Ausdrücke wichtig?
Idiomatische Ausdrücke sind ein wesentlicher Bestandteil jeder Sprache. Sie helfen nicht nur, die sprachliche Kompetenz zu verbessern, sondern auch, kulturelle Nuancen und Denkweisen besser zu verstehen. Durch das Erlernen dieser Ausdrücke können Sprachlernende authentischer und natürlicher kommunizieren.
Tipps zum Erlernen idiomatischer Ausdrücke
1. **Kontext ist entscheidend:** Versuchen Sie, idiomatische Ausdrücke in verschiedenen Kontexten zu hören oder zu lesen, um ihre Bedeutung besser zu verstehen.
2. **Verwenden Sie sie aktiv:** Integrieren Sie die Ausdrücke in Ihre täglichen Gespräche. Übung macht den Meister!
3. **Notieren Sie sich Beispiele:** Führen Sie ein Notizbuch mit Beispielsätzen, die Ihnen helfen, sich an die Bedeutung und den Gebrauch zu erinnern.
4. **Kulturelle Einblicke:** Informieren Sie sich über die kulturellen Hintergründe der Redewendungen. Oftmals spiegeln sie historische oder gesellschaftliche Besonderheiten wider.
Fazit
Die isländische Sprache bietet eine Fülle von idiomatischen Ausdrücken, die nicht nur faszinierend, sondern auch äußerst lehrreich sind. Durch das Erlernen dieser Redewendungen kann man nicht nur seine Sprachkenntnisse vertiefen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die isländische Kultur und Denkweise erlangen. Also, warum nicht anfangen, einige dieser Ausdrücke in Ihre tägliche Kommunikation zu integrieren? Sie werden überrascht sein, wie viel reicher und nuancierter Ihre Sprachkenntnisse dadurch werden können.